Lisi

Seit wann praktizierst Du Yoga, wie kamst Du dazu, was war der Auslöser?

Begonnen habe ich 2007, wirklich regelmäßig praktiziere ich seit 2011. Auslöser für einen tieferen Einstieg ins Yoga war der Selbstmord meines Mannes. Yoga hat mich aber immer schon interessiert. Mein Vater hat in den 70er Jahren am Morgen einige Asanas geübt, die ich als Kind mitgemacht habe.

Warum übst Du Ashtanga Vinyasa Yoga, warum Mysore?

Vor Yoga habe ich Tai Chi praktiziert, auch dort hat man eine bestimmte Abfolge und den Fokus auf der Atmung im Einklang mit der Bewegung. Neben Tai Chi, das ja körperlich nicht gerade „auspowernd” ist, war ich nach einem Büro-Tag immer in Fitnessstudios wegen Kraft- und Konditionsaufbau, zB in Aerobic, vor allem in stark choreographiegeprägten Stunden. Ashtanga Vinyasa Yoga erfüllt alle diese Bedürfnisse zusammen: eine bestimmte Abfolge, die mentale Herausforderung, konzentriert zu bleiben, die Atmung im Einklang mit den Bewegungen, aber auch die körperliche Anstrengung für die dynamischen Vinyasas. Mysore, das ich für mich als „myMysore” bezeichne, bedeutet für mich vor allem, in meinem Tempo zu üben, meine Atmung und meine Köperreaktion in den Asanas zu beobachten. Es fällt einem auch leichter, alleine zu Hause zu üben. In der Mysore-Gruppe steckt mich die Konzentration der anderen an, wenn ich gerade nicht so motiviert bin.

Was motiviert Dich, beim Yoga „dranzubleiben“?

Am Anfang war es so: Man weiß nicht, warum, aber man fühlt sich nach jeder Yogastunde besser, auch wenn man vor und während der Praxis mit sich hadert oder grantig ist. Seit einiger Zeit motiviert mich sehr stark die Philosophie dahinter. Ich bin religiös und ein meinen Glauben praktizierender Mensch, daher interessieren mich „von Natur aus” Religionen allgemein, und auch Philosophien. Yoga kann mit jeder Religion in Einklang gebracht werden bzw. muss man kein religiöser Mensch sein, um Yoga in seinem gesamten Kontext zu lernen. Das über die körperliche Praxis hinausgehende „Mehr” an Philosophie, Psychologie oder auch Meditation/Pranayama hilft, die Mechanismen der Psyche oder Seele zu verstehen, seine persönliche Struktur und Gedankenmuster „aufzudröseln” und eben neugierig oder „dran” zu bleiben.

Was „bringt“ Dir Yoga? Hat die Yogapraxis etwas in Deinem Leben verändert (körperlich, geistig, emotional, beruflich, einstellungsmäßig …), was?

Vielleicht erwarten manche hier zu lesen: Seit ich Yoga mache, bin ich endlich schlank, schön, in schwierigen Situationen tiefenentspannt und erfolgreich. Wir teilen ja alles in gut und böse, schön und häßlich, erfolgreich und versagen. Es ist extrem anstrengend, das eine zu erfüllen und das andere zu vermeiden. Ich sehe mich als fröhlicher, kommunikativer Genussmensch. Im Yoga geht es nur ums „Sein” und im Moment bleiben, die Vergänglichkeit und Veränderung anzunehmen, ohne stressig Ziele/Nichtziele steuern/gegensteuern zu wollen. Die größte Veränderung seit Yoga ist, dass ich diese Gedankenwelt, die man über sich und andere legt, grundsätzlich anzweifle und ihr tief misstraue. Man wird zu sich freundlicher und ehrlicher und damit auch zu den anderen.

Dein Beruf?  

Ich arbeite als Firmenkundenbetreuerin in einer kleinen Regionalbank.

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