Offensichtlich durchleben wir eine Zeit der Krise, einen Ausnahmezustand, der anders ist als unser gewohntes Leben. Wir sind bis zu einem gewissen Grad über die Situation alarmiert, manche mehr und andere weniger, und jeder hat seine eigene Art damit umzugehen. Diese Krise scheint uns von außen auferlegt worden zu sein und wir haben immer die Wahl, wie wir darauf re-agieren. Gewissermaßen ist es eine 5-Stern Krise, denn wie ist es sonst möglich, dass wir in den prallgefüllten Märkten der passende Wein neben dem Käseregal steht. Mein System ist verwirrt. Krise oder doch keine.

Als Yoga-Praktizierender herrscht auch in „normalen” Zeiten eine Krise, nämlich die Krise der konditionierten Existenz, unserer Bedingtheit. Die Realisierung, dass unser Leben, unsere Beziehungen und all unser Hab und Gut vergänglich sind. Unser Schaffen ist oft davon geprägt, diese unangenehme Realität zu verdrängen, natürlich vollständig unter dem Radar des Bewusstseins. Wir alle haben unsere Mechanismen, um diese bittere Pille nicht zu schmecken und versüßen uns das Leben mit Konsum jeglicher Art. Leider verblasst der süße Geschmack nur allzu schnell und wir suchen weiter.

„If you can’t go outside, go inside!”, lese ich dieser Tage immer wieder in den sozialen Medien.
Der Schlüssel liegt im Inneren. Praktiken wie Yoga(Asana), Meditation und Pranayama sind keine Flucht vor der Realität, sondern sie können uns beim Erkennen unserer realen Situation dienen. Zunächst hilft uns unsere Praxis aus dem konzeptionellen Denken heraus- und ins Spüren hineinzukommen. Das schafft einen inneren Abstand zu dem, was uns im Geiste beschäftig, und wir können erleben, dass es eine andere Ebene gibt unter der dichten Schicht unserer Gedanken und Vorstellungen. Dieser Perspektivenwechsel ist wie ein Reset-Knopf, der uns im Anschluss einen klareren Blick auf unsere Situation gibt und die Prioritäten neu ordnet, denn wir Üben weder um zu Ignorieren noch um unsere Meinungen zu verstärken.

Die Krise ist eine, wenn wir sie zu einer machen.
Mir ist bewusst, dass es finanzielle Härtefälle gibt und besonders schwierige familiäre Situationen, die viele von uns Keuchen lassen. Dennoch können wir unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir haben und wofür wir dankbar sein können, anstatt nur das zu sehen was fehlt. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass viele von uns sich nach dieser Zeit der Isolation zurücksehnen werden, wenn die alten Routinen aufgenommen sind.

Ich hoffe, dass wir die nächsten Wochen und Monate gemeinsam gut überstehen.
Mögen unsere geistigen Kräfte für das Wohl Aller zusammenwirken.